P’tit Belliveau
Die Bucht namens La Baie-Sainte-Marie liegt in der Provinz Nova Scotia im Osten von Kanada. Jonah Guimond ist in diesem abgelegenen Landstrich aufgewachsen. Musik macht er seit ein paar Jahren unter dem Pseudonym P’tit Belliveau. Sein erstes Album mit dem ironischen Titel „Greatest Hits Vol.1“ ist im April erschienen und erhielt in Kanada durchwegs gute Kritiken. Als Teenager hat sich Guimond in der ländlichen Einsamkeit noch dem Rock und Punk gewidmet, später in seinen 20ern hat er als Produzent mit Beats und Samples herumgespielt. Doch dann schenkte ihm sein Großvater ein Instrument, das vieles verändert hat. Dennis Kastrup hat von P’tit Belliveau mehr darüber erfahren.
The bay called La Baie-Sainte-Marie is located in the province of Nova Scotia in eastern Canada. Jonah Guimond grew up in this remote area. He has been making music under the pseudonym P’tit Belliveau for a few years. His first album with the ironic title “Greatest Hits Vol.1” was released in April and received consistently good reviews in Canada. As a teenager, Guimond still devoted himself to rock and punk in rural solitude, later in his 20s he started playing around with beats and samples as a producer. But then his grandfather gave him an instrument that changed a lot. Dennis Kastrup learned more about it from P’tit Belliveau.
For the report on Deutschlandfunk follow the link.
„Als ich das Banjo bekam, hat plötzlich alles Sinn gemacht: ‚Ich mache jetzt also Countrymusik, lerne Banjo und mische das mit der Musik auf meinem Computer.“
Das Banjo verändert alles. Jonah Guimond findet endlich einen Weg, seine Texte mit seinen Beats zu verbinden, also die Geschichten über das Landleben mit seiner Leidenschaft für Computersounds. Jonah Guimond, der junge Musiker aus der abgelegenen kanadischen Provinz Nova Scotia, nennt sich fortan P’tit Belliveau. Das Instrument baut auch eine Brücke zu der traditionellen Musik seiner Heimat. Denn als junger Mensch war er viel von Blue Grass und Country umgeben, wo das Banjo eine tragende Rolle spielt.
„In Québec, also im französischsprachigen Kanada, schauen die Menschen in ihrer Kindheit viel Fernsehen auf Französisch. Sie hören auch viel französische Musik. Wir hatten diese Möglichkeit nicht und mussten in unserer Jugend alles auf Englisch hören. Unsere kulturellen Referenzen findet man also eher im Englischen. Wenn wir aber miteinander sprechen, machen wir das alle auf Französisch, gepaart mit ein wenig Englisch.“
Diesen besonderen Akzent nennt man „Akadien“. Ihn sprechen wie P’tit Belliveau nur ungefähr 10.000 Menschen. „Akadien“ wurde seine Heimat, ein ehemaliges Kolonialgebiet von Frankreich, im 16. Jahrhundert genannt. Nach vielen militärischen Auseinandersetzungen eroberte aber Großbritannien diesen Teil des Landes. Englisch wurde Amtssprache, doch Französisch überlebte in den kleinen Gemeinden rund um die Bucht La Baie-Sainte-Marie. Im Laufe der Jahrhunderte vermischten sich dann beide sprachlichen Einflüsse.
„Weil wir im Gegensatz zu der restlichen frankophonen Welt so isoliert sind, wirkt unser Akzent im Vergleich zu anderen französischen Akzenten total fremd. Ich wohne zurzeit in Moncton, 5 Stunden von der Bucht entfernt. Sogar da verstehen manche Leute meinen Akzent nicht. Wenn ich in Québec oder Frankreich bin, ist das noch extremer. Franzosen oder Québecer verstehen mich nur schwer. In meinen Videos füge ich immer Untertitel hinzu, damit sie das vielleicht ein bisschen lernen.“
Vielleicht ist dieser kulturelle Exotenstatus ein Grund dafür, warum P’tit Belliveau mit einem dieser Videos vor Kurzem schlagartig in ganz Kanada bekannt geworden ist und durchweg gute Kritiken erntete. Er passt sich nicht an den Mainstream an und hält seine kulturellen Wurzeln nicht hinterm Berg. In dem Stück „Income Tax“ singt P’tit Belliveau darüber, wie er seine Steuerrückzahlungen in vollen Zügen ausgibt. Dabei singt er auf Französisch und Englisch. Dabei verwendet er außerdem Ausdrücke, die es nur in Akadien gibt, wie „rinque“, was so viel wie „jetzt“ oder „gerade“ bedeutet. Das Video ist in Eigenregie entstanden und wirkt mit seinen schlechten Grafiken sehr dilettantisch. Die Musik vermischt unterschiedliche Stile: Disco, Country, Rap und Elektro.
Obwohl die Musik für die Aufnahmen oft neu arrangiert werden musste, klingt sie eher so, als wäre sie spontan aufgenommen. Locker, lässig und sorglos scheint sich P’tit Belliveau mit seinem Banjo durch die Songs zu spielen und vermittelt das entspannte Gefühl des bodenständigen Landlebens zwischen Booten und Bären.
„Ich schätze ein ‚einfaches Leben‘ wirklich sehr. Viele Leute hetzen rastlos durch die Welt. Jeder ist gestresst. Ich bin an einem sehr kleinen und überschaubaren Ort groß geworden, wo es viel Natur und viele Tiere gibt. Ich habe das Gefühl, dass viele Menschen profitieren würden, hätten sie mehr davon auch in ihrem Leben. In meiner Musik versuche ich, dieses Lebensgefühl fast schon zu predigen.“
Und das gelingt P’tit Belliveau mit seinem Debüt „Greatest Hits Vol.1“ auf sympathische Art und Weise: Die Songs versprühen Freude durch eine eklektische Mischung französisch-englischer Landkultur. Auch denn die Sounds aus dem Computer den Hörer ans Hier und Jetzt erinnern, versetzt das Banjo die Stücke mit seinem Klang immer wieder zurück in die alten Stuben seiner Heimat. Dieser Gegensatz macht einfach unglaublich Spaß – obwohl für manche ein wenig zu simpel gestrickt scheint.
„Mir wurde in letzter Zeit oft gesagt, dass in meiner Musik ein wenig Naivität drinsteckt, weil ich nicht denselben Lifestyle wie Großstädter führe und deshalb nicht weiß, wie das richtige Leben ist. Ich will das aber gar nicht herausfinden. Ich will naiv bleiben, weil nur so die Musik entstehen kann, die ich mache.“
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Die Bucht namens La Baie-Sainte-Marie liegt in der Provinz Nova Scotia im Osten von Kanada. Jonah Guimond ist in diesem abgelegenen Landstrich aufgewachsen. Musik macht er seit ein paar Jahren unter dem Pseudonym P’tit Belliveau. Sein erstes Album mit dem ironischen Titel „Greatest Hits Vol.1“ ist im April erschienen und erhielt in Kanada durchwegs gute Kritiken. Als Teenager hat sich Guimond in der ländlichen Einsamkeit noch dem Rock und Punk gewidmet, später in seinen 20ern hat er als Produzent mit Beats und Samples herumgespielt. Doch dann schenkte ihm sein Großvater ein Instrument, das vieles verändert hat. Dennis Kastrup hat von P’tit Belliveau mehr darüber erfahren.
The bay called La Baie-Sainte-Marie is located in the province of Nova Scotia in eastern Canada. Jonah Guimond grew up in this remote area. He has been making music under the pseudonym P’tit Belliveau for a few years. His first album with the ironic title “Greatest Hits Vol.1” was released in April and received consistently good reviews in Canada. As a teenager, Guimond still devoted himself to rock and punk in rural solitude, later in his 20s he started playing around with beats and samples as a producer. But then his grandfather gave him an instrument that changed a lot. Dennis Kastrup learned more about it from P’tit Belliveau.
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„Als ich das Banjo bekam, hat plötzlich alles Sinn gemacht: ‚Ich mache jetzt also Countrymusik, lerne Banjo und mische das mit der Musik auf meinem Computer.“
Das Banjo verändert alles. Jonah Guimond findet endlich einen Weg, seine Texte mit seinen Beats zu verbinden, also die Geschichten über das Landleben mit seiner Leidenschaft für Computersounds. Jonah Guimond, der junge Musiker aus der abgelegenen kanadischen Provinz Nova Scotia, nennt sich fortan P’tit Belliveau. Das Instrument baut auch eine Brücke zu der traditionellen Musik seiner Heimat. Denn als junger Mensch war er viel von Blue Grass und Country umgeben, wo das Banjo eine tragende Rolle spielt.
„In Québec, also im französischsprachigen Kanada, schauen die Menschen in ihrer Kindheit viel Fernsehen auf Französisch. Sie hören auch viel französische Musik. Wir hatten diese Möglichkeit nicht und mussten in unserer Jugend alles auf Englisch hören. Unsere kulturellen Referenzen findet man also eher im Englischen. Wenn wir aber miteinander sprechen, machen wir das alle auf Französisch, gepaart mit ein wenig Englisch.“
Diesen besonderen Akzent nennt man „Akadien“. Ihn sprechen wie P’tit Belliveau nur ungefähr 10.000 Menschen. „Akadien“ wurde seine Heimat, ein ehemaliges Kolonialgebiet von Frankreich, im 16. Jahrhundert genannt. Nach vielen militärischen Auseinandersetzungen eroberte aber Großbritannien diesen Teil des Landes. Englisch wurde Amtssprache, doch Französisch überlebte in den kleinen Gemeinden rund um die Bucht La Baie-Sainte-Marie. Im Laufe der Jahrhunderte vermischten sich dann beide sprachlichen Einflüsse.
„Weil wir im Gegensatz zu der restlichen frankophonen Welt so isoliert sind, wirkt unser Akzent im Vergleich zu anderen französischen Akzenten total fremd. Ich wohne zurzeit in Moncton, 5 Stunden von der Bucht entfernt. Sogar da verstehen manche Leute meinen Akzent nicht. Wenn ich in Québec oder Frankreich bin, ist das noch extremer. Franzosen oder Québecer verstehen mich nur schwer. In meinen Videos füge ich immer Untertitel hinzu, damit sie das vielleicht ein bisschen lernen.“
Vielleicht ist dieser kulturelle Exotenstatus ein Grund dafür, warum P’tit Belliveau mit einem dieser Videos vor Kurzem schlagartig in ganz Kanada bekannt geworden ist und durchweg gute Kritiken erntete. Er passt sich nicht an den Mainstream an und hält seine kulturellen Wurzeln nicht hinterm Berg. In dem Stück „Income Tax“ singt P’tit Belliveau darüber, wie er seine Steuerrückzahlungen in vollen Zügen ausgibt. Dabei singt er auf Französisch und Englisch. Dabei verwendet er außerdem Ausdrücke, die es nur in Akadien gibt, wie „rinque“, was so viel wie „jetzt“ oder „gerade“ bedeutet. Das Video ist in Eigenregie entstanden und wirkt mit seinen schlechten Grafiken sehr dilettantisch. Die Musik vermischt unterschiedliche Stile: Disco, Country, Rap und Elektro.
Obwohl die Musik für die Aufnahmen oft neu arrangiert werden musste, klingt sie eher so, als wäre sie spontan aufgenommen. Locker, lässig und sorglos scheint sich P’tit Belliveau mit seinem Banjo durch die Songs zu spielen und vermittelt das entspannte Gefühl des bodenständigen Landlebens zwischen Booten und Bären.
„Ich schätze ein ‚einfaches Leben‘ wirklich sehr. Viele Leute hetzen rastlos durch die Welt. Jeder ist gestresst. Ich bin an einem sehr kleinen und überschaubaren Ort groß geworden, wo es viel Natur und viele Tiere gibt. Ich habe das Gefühl, dass viele Menschen profitieren würden, hätten sie mehr davon auch in ihrem Leben. In meiner Musik versuche ich, dieses Lebensgefühl fast schon zu predigen.“
Und das gelingt P’tit Belliveau mit seinem Debüt „Greatest Hits Vol.1“ auf sympathische Art und Weise: Die Songs versprühen Freude durch eine eklektische Mischung französisch-englischer Landkultur. Auch denn die Sounds aus dem Computer den Hörer ans Hier und Jetzt erinnern, versetzt das Banjo die Stücke mit seinem Klang immer wieder zurück in die alten Stuben seiner Heimat. Dieser Gegensatz macht einfach unglaublich Spaß – obwohl für manche ein wenig zu simpel gestrickt scheint.
„Mir wurde in letzter Zeit oft gesagt, dass in meiner Musik ein wenig Naivität drinsteckt, weil ich nicht denselben Lifestyle wie Großstädter führe und deshalb nicht weiß, wie das richtige Leben ist. Ich will das aber gar nicht herausfinden. Ich will naiv bleiben, weil nur so die Musik entstehen kann, die ich mache.“
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